Logistik & Lieferketten 2026: Trends in der DACH-Region

Deutschland, Österreich und die Schweiz bilden einen logistischen Kernraum: Dichte Industrie-Cluster, grenzüberschreitender Kurz- und Mittelstreckentransport sowie hohe Anforderungen an Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit prägen die Landschaft. Im Jahr 2026 stehen Supply-Chain-Verantwortliche vor einem Mix aus technologischer Disruption, regulatorischem Druck und harten Marktbedingungen wie Personalengpässen und steigenden Kosten. Dieser Text fasst die wichtigsten Trends und die dazugehörigen Herausforderungen zusammen — mit konkreten Handlungsansätzen für Unternehmen, die in der DACH-Region Güter transportieren.

Digitalisierung & KI — von Planung bis Predictive Maintenance

Künstliche Intelligenz, Automatisierung und bessere Datennutzung revolutionieren die Logistik.Im Mittelpunkt stehen dabei intelligente Systeme für Planung, Prognosen und Automatisierung.

Besonders in der Routen- und Kapazitätsplanung zeigen sich klare Vorteile: KI-gestützte Software berechnet die effizientesten Transportwege und verteilt Ladungen so, dass Fahrzeuge besser ausgelastet sind. Gleichzeitig ermöglichen Vorhersagesysteme genauere Prognosen zu Nachfrage und Lieferzeiten. Echtzeit-Tracking schafft zusätzliche Transparenz, indem es jederzeit Informationen über Standort und Zustand von Waren liefert. Mit digitalen Zwillingen – also virtuellen Abbildern von Transportnetzwerken – können Unternehmen zudem Szenarien simulieren und so besser auf Störungen in Lieferketten reagieren.

Die Einführung solcher Systeme ist jedoch mit Aufwand verbunden. Neben den Investitionskosten benötigen Unternehmen eine solide Datenbasis, damit KI-gestützte Anwendungen zuverlässig arbeiten können. Auch die Integration in bestehende IT-Strukturen stellt oft eine Hürde dar. Hinzu kommen Fragen der Datensicherheit, die mit wachsender Vernetzung an Bedeutung gewinnen.

Handlungsempfehlungen: Integrieren Sie neue Technologien schrittweise, beispielsweise über Pilotprojekte zur Optimierung einzelner Routen oder das Tracking ausgewählter Transporte, in Ihre Transportplanung. Investieren Sie von Anfang an in Datenqualität und -sicherheit. Kooperationen mit Speditionen, Technologieanbietern oder Forschungseinrichtungen erleichtern den Zugang zu Know-how und praxiserprobten Lösungen.

Nachhaltigkeit im Transport — Ziel klar, Realität fragmentiert

Kaum ein Thema prägt den Transportsektor aktuell so stark wie der Klimaschutz. Unternehmen in der DACH-Region sehen sich mit politischen Vorgaben, steigenden Energiepreisen und wachsenden Erwartungen ihrer Kunden konfrontiert. Mehr Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur weniger CO₂, sondern auch neue Strukturen in den Lieferketten.

Modal Shift – mehr Schiene, weniger Lkw

Politik und Märkte treiben den Wechsel zu CO₂-ärmeren Transportmitteln voran. Intermodalität (vor allem Rail + Truck) ist ein zentraler Ansatz — Investitionen in Terminals, längere Korridore und kombinierte Angebote nehmen zu. Besonders bei großen Mengen oder langen Strecken bietet dieser Wechsel Vorteile. Das ist eine Chance für DACH-Standorte mit starker Schieneninfrastruktur – allerdings erfordert der Wechsel zusätzliche Planung, weil Umschlagstellen nötig sind und die Flexibilität im Vergleich zum Lkw eingeschränkt sein kann.  Die Verlagerung erfordert neue Planungslogiken, Kapazitätsmanagement und oft zusätzliche Handling-Kosten. Langfristig sinken Emissionen, kurzfristig müssen Unternehmen in Prozesse, Umschlagkapazität und Partnerschaften investieren.

Dekarbonisierung – Ausstieg aus fossilen Brennstoffen

Flottenelektrifizierung ist ein strategisches Ziel, doch die Verfügbarkeit von Langstrecken-E-Lkw, Wasserstoff-Lösungen und Ladeinfrastruktur ist 2025 noch ungleich verteilt. Hersteller nähern sich den Emissionszielen auch durch Effizienzsteigerungen bei Dieselfahrzeugen, sodass die komplette Elektrifizierung langsamer vorankommt als erhofft. Für Logistiker bedeutet das: Flottenmix, gezielte Investitionsplanung und aktive Mitarbeit bei Ladeinfrastrukturprojekten.

Effizienzsteigerung durch smarte Transportsysteme

Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Frage neuer Technologien, sondern auch der besseren Nutzung bestehender Kapazitäten. Dazu gehören eine optimale Auslastung von Fahrzeugen, gebündelte Transporte und digitale Systeme, die Leerfahrten vermeiden.

Handlungsempfehlungen für Unternehmen: Prüfen Sie Transportalternativen, indem Sie analysieren, welche Sendungen sich wirtschaftlich für kombinierte Transporte eignen (Volumen, Frequenz, Lieferzeitfenster). Erarbeiten Sie Strategien zur Emissionsreduktion durch Nutzung von emissionsarmer Verbrenner sowie von Elektrofahrzeugen und kalkulieren Sie Übergangsphasen mit ein. Achten Sie auf volle Auslastung und vermeiden Sie Leerfahrten durch Kooperationen oder digitale Tools.

Fachkräftemangel & Kapazitätsengpässe — kurzfristiger Engpass, langfristiger Kostenfaktor

Der demographische Wandel führt auch in der Logistikbranche zu grundlegenden Umstrukturierungen des Personalbestands. Tätigkeiten im Logistikbereich, beispielsweise als Berufskraftfahrer, sind aus verschiedenen Gründen oft wenig attraktiv für Arbeitnehmer. Der resultierende Lkw-Fahrermangel bleibt in Deutschland und Nachbarländern akut und treibt Preise sowie Unsicherheiten. Das reduziert flexible Kapazitäten und verursacht Störungen in Lieferketten.  Um in den kommenden Jahren zukunftsfähig zu bleiben, müssen Spediteure diesem Trend aktiv entgegenwirken, z. B. indem sie Arbeitsbedingungen und Löhne verbessern sowie gezielt potenzielle Mitarbeiter anwerben. Digitale Plattformen helfen, Kapazitäten zu bündeln, aber sie können die strukturellen Probleme nicht beheben.

Handlungsempfehlung: Nutzen Sie längere Planungsfenster, gezielte Werbung und Instandhaltung Ihres Personalbestands sowie automatisierte Dispositions-Tools, um Kapazitätsengpässe zu reduzieren und Lieferketten am Laufen zu halten.

Resilienz, Nearshoring & Netzwerkoptimierung

Die letzten Jahre haben gezeigt, wie anfällig Lieferketten für Krisen sind – geopolitische Risiken und volatile Beschaffungsmärkte machen Resilienz zur Priorität. Unternehmen reagieren darauf, indem sie ausgelagerte Arbeitsprozesse näher an die Produktion oder den Markt verlagern (sogenanntes Nearshoring) oder mehrere Lieferanten parallel einsetzen (Dual Sourcing). Besonders wichtig sind dabei kritische Bauteile, also Teile, ohne die die gesamte Produktion stillstehen würde. Diese Vorgänge erhöhen zwar die Stabilität von Lieferketten, können aber Kosten und Komplexität heben.

Handlungsempfehlung: Analysieren Sie, welche Teile in Ihrem Geschäft priorisiert werden sollten, und sichern Sie diese doppelt ab – durch alternative Lieferanten oder zusätzliche Lagerbestände.

Transparenz als Marktfaktor

Unternehmen sehen sich steigenden Berichtspflichten (Scope-3-Emissionen, Lieferkettengesetze) gegenüber. Nicht nur CO₂-Messung, sondern auch Sozial- und Governance-Aspekte (z. B. Lieferanten-Compliance) sind prüfungsrelevant. Zudem wächst der Druck von Kundenseite: Viele Auftraggeber verlangen heute Nachweise über die CO₂-Bilanz von Transporten und bevorzugen Anbieter, die emissionsärmere Lösungen anbieten können. Datenqualität entlang der Kette bleibt eine zentrale Hürde.

Handlungsempfehlung: Fordern Sie frühzeitig von Ihren Partnern die nötigen Nachweise an. Das reduziert Risiken und erleichtert die Einhaltung der Gesetze. Indem Sie CO– und andere Bilanzen sichtbar machen, können Sie Ihre Wettbewerbsposition stärken.

Fazit: Worauf Unternehmen jetzt achten sollten

Die Lieferketten in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen 2026 im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Personalmangel. Unternehmen, die frühzeitig reagieren, verschaffen sich einen Wettbewerbsvorteil. So können Sie ihre Lieferketten zukunftsfähig machen und auch in einem anspruchsvollen Umfeld handlungsfähig bleiben.

Kernempfehlungen:

  • Nutzen Sie digitale Systeme, um Transparenz und Effizienz zu erhöhen. Setzen Sie erste Automatisierungs- und KI-Projekte um.
  • Arbeiten Sie an klimafreundlichen und gleichzeitig effizienten Transportlösungen, indem Sie auf intermodalen Gütertransport, emissionsarme Fahrzeuge und Kooperationen mit anderen Unternehmen setzen.
  • Planen Sie Transporte frühzeitig und sichern Sie feste Partnerschaften.
  • Bauen Sie Resilienz in Ihren Lieferketten über diversifizierte Zulieferer und Nearshoring auf.
  • Bereiten Sie sich auf strengere ESG- und Lieferkettenvorgaben vor.